Einrichtung

Lochsteine sind als Dekorationsmaterial in Buntbarsch-Aquarien sehr beliebt.
Für die Einrichtung von Cyphotilapia-Becken sind sie jedoch nur bedingt geeignet.
                                                                                               


Welche Dekoration wird Cyphotilapias gerecht?

Wie sieht ein für Cyphotilapia frontosa oder Cyphotilapia gibberosa eingerichtetes Aquarium aus? Diese Frage lässt sich nicht allgemeingültig beantworten. Es kommt nämlich darauf an, wie alt, beziehungsweise wie gross die Tiere sind. Für Jungtiere eignet sich ein mit Lochgestein eingerichtetes Becken (Bild oben) durchaus. Solange die Fische noch klein sind, bietet diese Einrichtung viele Verstecke und die Möglichkeit, sich gegenseitig auszuweichen. Der Vordergrund lässt andererseits genügend freien Schwimmraum.

Nach meinen Erfahrungen ist ein so eingerichtetes Aquarium eine ideale Frontosa-Kinderstube. Für grosse, ausgewachsene Tiere ist diese Art der Einrichtung aber nicht besonders geeignet. Die Zwischenräume zwischen den einzelnen Steinen sind bald einmal zu eng, und es fehlt an grosszügigem Schwimm-, beziehungsweise Fluchtraum. Weil ausgewachsene Cyphotilapias zuweilen ruppig miteinander umgehen, braucht es unbedingt Fluchtmöglichkeiten, die ein rasantes durch das Becken Schiessen erlauben, ohne dass sich die Tiere an den Steinen stossen. Wenn ein Beulenkopf von 25 Zentimeter Länge durchstartet, erreicht er eine beachtliche Geschwindigkeit. Klar, dass darin eine erhebliche Verletzungsgefahr besteht. Deshalb empfehle ich für grosse Frontosas oder Gibberosas eine offenere Einrichtung mit hoch aufragenden Steinaufbauten, die von den Fischen umrundet werden können (Bild unten). Stehen zwei, drei solcher "Türme" im Aquarium, nutzen von aggressiven Artgenossen verfolgte Cyphotilapias diese wie eine Achterbahn. Damit wird der Fluchtweg viel länger, und der Verfolgte kann sich seinem "Peiniger" ohne Verletzungsgefahr elegant entziehen.


Diese Art der Einrichtung lässt den Fischen Fluchtwege rund um die Steinbrocken offen,
was Cyphotilapias auf der Flucht vor aggressiven Artgenossen gerne zum "Achterbahn-
schwimmen" nutzen.
                                                               


Frontosa und Gibberosa schätzen weisse Sandstrände nicht

Zum Wohlbefinden von C. frontosa und C. gibberosa trägt auch die Art des Aquarienbodens wesentlich bei. In vielen Cyphotilapia-Becken sieht man schönen, fast weissen Quarzsand. Zugegeben, der optische Eindruck eines solchen Aquariums kann bestechend sein. Leider aber nur für uns Menschen, die wir von aussen durch das Glas schauen. Unseren Cyphotilapias behagt heller Bodengrund überhaupt nicht. Die Tiere fühlen sich auf hellem Untergrund sichtlich unwohl. Sie vermeiden es, wenn immer möglich, grössere helle Flächen zu überqueren. In meinem ersten Frontosabecken hatte ich genau diesen Fehler mit dem weissen Quarzsand gemacht. Ich konnte beobachten, wie sich die Fische den Steinaufbauten entlangdrückten und nur wenn es sich nicht vermeiden liess, über die offenen Stellen huschten. Dabei waren ausgerechnet jene Zonen im Aquarium am stärksten betroffen, die von mir eigentlich als freier Schwimmraum vorgesehen waren. Meine Fische bewegten sich in ihrem Schwimmraum jedoch "wie auf Eiern". Nach einigem rätseln, weshalb meine Fische sich so eigenartig scheu, ja unsicher bewegten, dämmerte mir allmählich, dass es mit der Farbe des Bodengrundes zusammenhängen könnte. Analoge Erfahrungen hatte ich vor Jahren mit Diskusfischen (Symphysodon discus) gemacht.

Nur, was tun? In meinem Zwei-Meter-Aquarium waren über 100 Kilogramm Quarzsand eingebracht. Das Becken war voll eingerichtet und mit Fischen besetzt. Mal schnell den Bodengrund auswechseln stand also ausser Frage. So kam ich schliesslich auf die Idee, meinen Quarzsand mit schwarzem, sehr feinem Basaltkies zu mischen. In einem ersten Versuch streute ich den Basalt mit der Hand auf die Oberfläche meines weissen "Sandstrandes". Die Wirkung war verblüffend: Meine Cyphotilapias schienen schon Minuten nach diesem Versuch wie ausgewechselt - sie nutzten ihren Schwimmraum. Anfangs zögerlich dann schon bald recht ausgiebig. Ab diesem Zeitpunkt bekam ich meine Frontosas auch viel öfter zu Gesicht.


Sand oder Kies?
Soviel zur Farbe des Bodengrundes. Ein anderer Aspekt ist die Beschaffenheit. Kies oder Sand? Für diese Frage interessiert sich Cyphotilapia weniger, es sei denn man will sie zur Zucht ansetzen. Das bedeutet, dass andere Kriterien für die Beschaffenheit entscheidend sind. Ich habe mich aus folgendem Grund für einen feinen, fast sandigen Bodengrund entschieden: Sand hat im Gegensatz zu Kies eine dämpfende Wirkung auf mechanische Einflüsse. Sollte ein schwerer Stein der Dekoration umfallen, so wird Sand den Aufprall auf dem Aquarienboden auffangen und die Energie zu einem grossen Teil vernichten, bevor diese das Glas des Aquarienbodens beschädigt. Grober Kies verhält sich völlig anders - es gibt fast die gesamte Energie direkt auf den Glasboden weiter. Die Folgen können fatal sein. Sand hat aber auch noch einen anderen Vorteil. Im Sand lässt sich viel schwerer graben. Es gelingt den Fischen nicht, grosse Haufen aufzutürmen, weil Sand immer wieder zurückrinnt.

Und schliesslich sammelt sich Mulm auf der Oberfläche des Sandes an und kann so problemlos entfernt werden. Allerdings muss man auf der Hut sein, dass sich in zu feinem Bodengrund keine giftigen Abbaugase bilden können (Ammoniak). Je feinkörniger der Bodengrund, um so weniger gut wird dieser durchflutet. Vermodern irgendwelche organische Abfälle im Bodengrund, sammeln sich die entstehenden giftigen Substanzen an. Wenn sie dann, durch welchen Einfluss auch immer, auf einen Schlag freigesetzt werden, kann dies bei den Fischen zu Vergiftungen führen. Um dem vorzubeugen, durchpflüge ich meinen Boden während des Wasserwechsels mit einem Holzstab. Dabei steigen immer wieder Gasblasen auf.



Anubias nana wächst
auf Steinen oder Holz.


Valisneria gibt es in verschiedenen
Grössen und Sorten.


Das Javafarn (Microsorium
pteropus) auf einem Stein.


Pflanzen sind den Cyphotilapias völlig egal

In jenen Biotopen im Tanganjikasee, die von C. frontosa und C. gibberosa bewohnt werden und bis zu 60 Meter unter der Wasseroberfläche liegen können, gibt es keine Pflanzen. Daraus lässt sich schliessen, dass es in einem Cyphotilapia-Aquarium ebenfalls keine Pflanzen braucht. Und dieser Schluss ist auch völlig richtig. Dennoch wachsen in meinen Aquarien Pflanzen. Nicht weil die Fische diese brauchten, sondern weil meiner Ansicht nach, Pflanzen den optischen Eindruck verbessern. Zudem finde ich, zu Recht oder zu Unrecht bleibe dahingestellt, dass Pflanzen einen guten Einfluss auf die Wasserqualität haben. Den Cyphotilapias scheint es egal zu sein, ob da noch ein paar Pflanzen wachsen oder nicht. Es kommt zwar vor, dass einer meiner Beulenköpfe findet, die eine oder andere Pflanze wachse am falschen Platz. Das gibt er dadurch zu verstehen, dass er die Pflanze immer wieder ausreisst. Wenn es einmal soweit gekommen ist, lässt sich nichts mehr machen - für die Pflanze muss ein neuer Platz gesucht werden.

Es kommt auch vor, dass Frontosas einzelne Blätter zerfetzen. Dies passiert vor allem dann, wenn die Tiere hungrig sind. Es ist mir bisher nicht klargeworden, ob der "Raubbau" an den Pflanzen zustande kommt, weil die Fische versuchen Pflanzen zu fressen, oder ob sie ihren Frust darüber, dass noch nicht gefüttert worden ist, am Grünzeug abreagieren. Wie dem auch sei, es empfiehlt sich in jedem Fall Pflanzen zu verwenden, die den Hungerattacken der Frontosas standhalten können. In meinen Aquarien wachsen deshalb Anubiasarten (hauptsächlich Anubias nana) und das Javafarn (Microsorium pteropus). Diese beiden Pflanzen eignen sich, weil sie widerstandsfähig sind und weil sie auf den Steinen wachsen können - also nicht in den Bodengrund gepflanzt werden. Eine dritte Pflanze, die sich für das Cichlidenbecken eignet, ist Valisneria in einer der vielen kleineren oder grösseren Arten. Auch härtere Sorten aus der Familie der Cryptocoryne haben im Buntbarschbecken eine Chance zu überleben.