Gedanken zur Frontosazucht

Ein Diskuspaar führt seine Jungmannschaft durch das Aquarium.
Eine Idylle, die nicht zuletzt von der Natürlichkeit der Fische lebt.
Oder, stellen sie sich das Elterntier im Vordergrund
als blassrote Zuchtform vor, die womöglich auf einen
ach so phantasievollen Namen wie "Marlboro", oder so, hört!









Liebe Freundinnen und Freunde von Cyphotilapia frontosa und Cyphotilapia gibberosa

Erlauben sie mir einige Gedanken zur Zucht von Aquarienfischen im Allgemeinen und zur Zucht von Cyphotilapia frontosa und gibberosa im Speziellen. Seit rund 40 Jahren, also von Kindsbeinen an, bin ich begeisterter Aquarianer. Ungezählte Fische verschiedenster Arten haben in meinen Aquarien das Licht der Welt erblickt. Und dennoch ist es für mich bis heute ein besonderes Erlebnis, wenn es mir gelingt Fische im Aquarium zur Fortpflanzung zu bringen. Zuchterfolg ist immer auch eine Bestätigung dafür, dass man bei der Haltung seiner Pfleglinge alles richtig gemacht hat. Man könnte sagen, es ist der Dank für die gute Behandlung, die man seinen Fischen zukommen lies.


Ein ganz anderer Aspekt der Fischzucht ist der, der Verantwortung und des Respekts gegenüber der Kreatur. Ich meine, wenn wir unsere Fische in einem vergleichsweise engen Raum halten, tragen wir die Verantwortung dafür, welche Tiere sich zur Zucht vereinen. Die Erhaltung der Reinheit der Rassen müsste jedem gewissenhaften Züchter oberstes Gebot sein. Oder möchten sie Bastarde, die sie keiner Variante zuordnen können, weil der Züchter ihrer Fische verwandte Arten gekreuzt hat? Wer will schon Cyphotilapia, die in Verhalten und Aussehen nicht mehr arttypisch sind, weil der Züchter immer wieder Innzucht zugelassen hat? Mag sein, dass ich in dieser Sache eine sehr konservative Haltung vertrete, doch gilt es zu verhindern, dass wir bei den Cyphotilapia-Arten Zustände bekommen, wie beispielsweise bei der Diskuszucht.


Ich weiss, dass es dabei nicht um die Arterhaltung geht, sondern um die Schöpfung neuer Zuchtformen. Ich weiss wohl, dass dies ein spezieller Zweig der Aquaristik ist, der allerdings völlig anderen Grundsätzen folgt, als ich es tue. Es steht mir denn auch nicht zu, diese spezielle Art der Aquaristik, die nur darauf abzielt immer neue Varianten herauszuzüchten, zu verurteilen. Doch mache ich andererseits auch keinen Hehl daraus, dass dies definitiv nicht mein Ding ist. Mit Verlaub, solche Tiere möchte ich mit dem Verständnis das ich von Aquaristik habe, nicht in meinen Becken schwimmen haben. Kommt dazu, dass ich bis heute keine Zuchtform von Diskus zu Gesicht bekommen habe, die auch nur annähernd an die Pracht, beispielsweise eines so genannten Royal Blues, wie ihn die Natur hervorgebracht hat, heranreichen würde. Und ich weiss von was ich spreche. Ich habe den Diskus während Jahren selber gezüchtet - immer darauf bedacht, Form und Zeichnung dieses herrlichen Fisches nicht zu verändern.


Aber zurück zu den Cyphotilapias. Es sind bereits heute Zuchtformen im Handel. Ich bekomme oft Zuschriften von Cyphotilapiahaltern, die ihre Tiere keiner bekannten Variante zuordnen können, weil es sich um Bastarde handelt. Nicht selten tauchen im Handel vermeintlich neue Varianten mit mehr oder weniger phantasievollen Namen auf, die sich dann oft nur als Kreuzungen entpuppen. Wundern tue ich mich darüber nicht. Durch diese Homepage habe ich viele Kontakte zu anderen Pfegern von Cyphotilapia-Arten. Dabei muss ich leider oft erfahren, dass sich viel zu viele Leute ihrer Taten nicht bewusst sind. Gedankenlos pflegen sie beispielsweise verschiedene Cyphotilapiarassen in einem einzigen Becken. Dies gilt es zu verhindern – entscheiden sie sich für ihren Favoriten und halten sie ausschliesslich diese eine Art oder pflegen sie die Varianten strikte getrennt. Züchten sie nicht mit deformierten Fischen, oder solchen, die Fehler in der Zeichnung aufweisen. Versuchen sie nicht durch stete Inzucht zu neuen Farbschlägen zu kommen. Unterlassen sie es Frontosas zu ziehen, deren Flossen- oder Körperformen nicht mehr der Natur entsprechen. Ihre Cyphotilapias werden es ihnen mit einer unübertrefflichen Natürlichkeit danken.


Wenn sie der Ergeiz dennoch packen sollte neue Zuchtformen schaffen zu wollen, vergreifen sie sich bitte nicht am Frontosa oder Gibberosa. Wenn sie es nicht lassen können, schliessen sie sich bitte den Diskuszüchtern oder vielleicht den Guppyzüchtern an – dort können sie damit sogar noch einen Preis gewinnen! Und wenn ihnen dies nicht reichen sollte, finden sie vielleicht Befriedigung bei den Qualzuchten rund um den guten alten Goldfisch.

Danke, dass sie mithelfen die Rassenreinheit von Cyphotilapia frontosa und Cyphotilapia gibberosa zu erhalten. Und danke, dass sie den Respekt vor der Integrität dieses wunderbaren Fisches nicht verloren haben.


Guido Pelli