Frostfutter - die eisige Alternative


Rote Mückenlarven können bei 30 Prozent der Menschen
allergische Reaktionen auslösen.
Sind sie deshalb als Fischfutter nicht geeignet?

Im Handel werden heute alle Sorten von Kleinlebewesen, die sich als Fischfutter eignen, in gefrorener Form angeboten. Für unsere Frontosas sind alle Arten mehr oder weniger geeignet. Ein gewisses Handicape, jedenfalls für die Ausgewachsenen Exemplare, ist die geringe Grösse der meisten Futtertiere. Eine einzelne Mückenlarve macht keinen 30-Zentimeter-Cyphotilapia satt. 20 bis 30 Stück zusammen, ergeben aber auch für einen grossen Frontosa einen Mund voll ab. Dazu muss aber die genannte Menge als gefrorenes Stück verfüttert werden. Und genau da beginnt die grosse Diskussion.

Darf man Gefrorenes ohne aufzutauen verfüttern?
Die Frage, ob man gefrorenes Futter, ohne vorheriges auftauen verfüttern darf, stellt sich wohl seit es Frostfutter gibt. Während die einen Buchautoren dringend vor der Verfütterung von Gefrorenem abraten, ermuntern die andern gar dazu. Der Aquarianer wird mit diesem Problem ziemlich alleine gelassen. Mir ist jedenfalls keine Studie bekannt, welche sich dieser Problematik unter wissenschaftlichen Bedingungen angenommen hätte.
Während ich es lange Jahre vermied, gefrorenes Futter zu reichen, bin ich heute davon abgekommen. Nicht, dass ich zur Überzeugung gelangt wäre, dass es unschädlich ist. Eher war es die Not, die bei mir zum Sinneswandel führte. In erster Line ist es die Verfütterung des Garnelenmixes (siehe Rezept weiter oben), welche mich dazu zwang. Der Garnelenmix kann in aufgetauter Form fast nicht ohne grosse Wasserbelastung verfüttern werden. Die fein zermalmten Bestandteile dieser Mixtur verteilen sich in aufgetauter Form als nebelartige Trübung über das ganze Becken. Der einzige Weg, diese Trübung zu verhindern, führt über die Gabe von gefrorenen, respektive angetauten Stücken, die von den Fischen als Ganzes aufgenommen werden, bevor es zur Trübung kommt.

Schwarze Mückenlarven gelten als sehr gutes Futter und werden besonder von Züchtern geschätzt.
Kjell Fohrman, der Erfinder des Garnelenmixes, empfiehlt ausdrücklich das Reichen von nicht aufgetautem Futter. Dies gelte, so Fohrman, generell für alle Arten von Frostfutter, so lange man nicht zu grosse Brocken anbiete. „Gefrorenes Futter schadet dem Fisch nicht, und verschmutzt auch das Wasser nicht so viel, wie aufgetautes Frostfutter“, erklärt Fohrman wörtlich. Er, als anerkannter Experte in der Haltung von Cichliden, muss es eigentlich wissen. Ich glaube kaum, dass er das Reichen von gefrorenem Futter propagieren würde, wenn er damit negative Erfahrungen gemacht hätte.

Rote Mückenlarven stehen immer mehr in der Kritik
Sie leben in belasteten, stehenden Gewässern und ernähren sich oft von verunreinigtem Schlamm. Die Rede ist von der roten Mückenlarve (Chironomus plumosus), deren Blutflüssigkeit Hämoglobin enthält. Daher rührt die namensgebende hell- bis dunkelrote Färbung. Allerdings hat die Lebens- und Ernährungsweise diesem Futtertier ein schlechtes Image eingetragen. Es fängt damit an, dass nach Liebers (1991) bei 30 Prozent der Personen, die mit roten Mückenlarven in Kontakt kommen, allergische Reaktionen auftreten. Verantwortlich dafür sollen Umweltgifte im Schlamm der Wohngewässer (Schwermetalle) oder auch das erwähnte Hämoglobin sein. Die Stichworte Umweltgifte, sprich chemische Verunreinigungen und Schwermetalle, müssten eigentlich reichen, dieses Futter vom Menuplan unserer Fische zu streichen. Wie stark diese Futtertiere belastet sind, wenn sie speziell als Zierfischfutter gezüchtet werden, entzieht sich meiner Kenntnis.

Brine Shrimps sind nichts anderes als ausgewachsene Artemiakrebse.

Jedenfalls gehört es, den geschilderten Erkenntnissen zum Trotz, zu den am meisten Angebotenen Frostfuttersorten. Auch ich verfüttere die Roten ab und an, weil sie zur Förderung des Laichansatzes gute Dienste leisten. Doch seit ich um die Problematik dieses Futters weiss, bin ich sehr zurückhaltend damit. Ich verwende es sporadisch als Dessert, nicht zuletzt weil ich beobachtet habe, dass es die Fische sehr gerne mögen.

Schwarze und weisse Mückenlarven
Auch die schwarze Mückenlarve (Culex pipiens) lebt in stehenden und organisch belasteten Gewässern – die Problematik mit Chemie und Schwermetallen ist bei dieser Art allerdings nicht gegeben. Dagegen gilt auch bei der schwarzen Mückenlarve, dass sie sehr klein ist und nur als gefrorener Klumpen sinnvoll an grosse Frontosas verfüttert werden kann. Ähnlich verhält es sich mit der weissen Mückenlarve (Chaoborus plumicornis), die, obschon sie etwas grösser ist, als Einzeltier keine grossen Fische satt machen kann. Die beiden Futtertiere gelten aber als sehr gutes, die Laichbereitschaft förderndes, Futter.

So wie diese roten Mückenlarven muss Frostfutter aussehen. Dicht an dicht gepackt und mit wenig Wasser oder Luft vermengt.

Shrimps, Krill, Mysis & Co
Mittlerweilen sind ungezählte Sorten an Krebstieren aus dem Süss- und Meerwasser im Handel erhältlich. Ich kann und will hier nicht auf jede einzelne Sorte eingehen. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass sich für unsere Cyphotilapias alles eignet, was irgendwie krebsartig ist und aus klaren Gewässern kommt. Allen voran Cyclops, Mysis und Krill. Diese Sorten bekommen Cichliden sehr gut, weil sie einen natürlich Anteil an Ballaststoffen enthalten. Aus mir nicht bekannten Gründen, werden Daphnia von afrikanischen Cichliden weniger gern genommen.

Herzmuscheln gibt es in verschiedenen Grössen und werden sehr gerne angenommen.

Muschelfleisch und Weissfisch, Garnelen und Crevetten
Wenn wir hier schon beim Frostfutter sind, darf nicht vergessen werden, dass auch Fisch oder Muschelfleisch gerne angenommen werden. Beim Fisch kommen alle Sorten von Weissfisch in Frage. Ich schabe mit einem Messer an den gefrorenen Blöcken mundgerechte Stücke ab, die ich ab und zu mit ein, zwei Tropfen Vitaminpräparat anreichere. Genau so verfahre ich mit ganzen, ungekochten Garnelen oder auch mit gekochten, so genannten Crevetten (Krebsschwänzen).
Als Muschelfleisch eignet sich die im Aquaristikhandel erhältliche Herzmuschel. Ich bereite diese wie beim Fisch beschrieben zu. Bei der Verabreichung reinen Muschelfleisches ist zu bedenken, dass dieses Futter nur wenige Ballaststoffe enthält. Herzmuschel eignet sich übrigens bestens als weiterer Bestandteil für den Garnelenmix (Rezept siehe weiter oben), in dem die anderen Bestandteile die Ballaststoffe liefern.

Die Blisterpackung ist leider nicht immer über jeden Zweifel erhaben. Oft ist sie eine Mogelpackung.

Mein Tipp:
kauft man Frostfutter in den praktischen Blisterverpackungen, ist darauf zu achten, dass man nicht übers Ohr gehauen wird. Oft findet sich in diesen portionierten Packungen mehr gefrorenes Wasser als Futter. Von aussen lässt sich dieser Mangel nicht unbedingt feststellen. Erst wenn man die Deckfolie abzieht, konstatiert man, dass die einzelnen Portionen nicht ganz aufgefüllt sind, oder eben zu einem grossen Teil aus Wasser bestehen. Ich betone, dass dieser Missstand nicht bei allen Lieferanten auftritt – die schwarzen Schafe muss man sich merken und sie meiden. Da mir die üblich angebotenen Portionen ohnehin zu klein sind, ziehe ich die Futterplatten, den Blisterpackungen vor. Bei dieser Verpackung kriegt man normalerweise sauberes Futter und nicht nur Luft oder Wasser.