Neue Varianten

Unübersichtlicher Wirrwarr


Je mehr ich mich mit den verschiedenen Frontosa-Rassen auseinandersetze, umso mehr wird mir klar, dass es ein hoffnungsloses Unterfangen ist, den Überblick über die diversen Varianten und Fangorte zu gewinnen. Noch vor wenigen Jahren kannte man nur sechs Varianten von Cyphotilapia frontosa (damals waren noch alle Cyphotilapia auch Frontosas). An vorderster Front stand dabei die geografische Variation C. frontosa "Burundi". Der „Burundi“ war, und ist wohl heute noch, der am häufigsten importierte und gezüchtete Farbschlag von Cyphotilapia frontosa. Mittlerweile tauchen immer öfter neue Namen in Zusammenhang mit Frontosas und deren Fangorte auf. Auf der Karte (unten) habe ich nur die 14 wichtigsten Orte eingezeichnet, von denen jeweils eine von den anderen Frontosas abweichende Variante stammen soll.

Ist Fangort gleich Variante?
Die Frage stellt sich nun, ob jeder Fangort gleichbedeutend mit einer neuen Variante ist.
Ob tatsächlich jeder Frontosa, der beispielsweise an der Küste von Tansania -
aber nicht am selben Fangort - gefangen wird, eine eigene Variante darstellt.
Eine Frage, die ich auch nach langem Studium der Sachlage nicht beantworten kann.
Denn die Unterschiede unter diesen „Rassen“ ist selten so offensichtlich
wie beispielsweise zwischen „Burundi“ und „Blue Zaire“, die nach neuer Nomenklatur
ja auch zwei verschiednen Rassen angehören (C. frontosa und C.gibberosa)
Ich muss zugeben, dass ich bisher nicht alle Varianten von Cyphotilapia
lebend zu Gesicht bekommen habe.
Und aus den oft mangelhaften Fotografien lassen
sich keine definitiven Schlüsse darüber ziehen,
ob die Unterschiede in der Tat so gross sind, dass man von einem neuen Farbschlag
oder gar von einer neuen Rasse sprechen kann. Man möge mir verzeihen,
aber genau daran zweifle ich.
Zumindest auf den erwähnten Fotografien sehen viele der so genannten
Farbvarianten ähnlich und gleich aus.
Andererseits habe ich Fotografien von verschiednen Autoren verglichen,
die angeblich alle dieselbe Variante zeigen sollen.
Hier waren die Unterschiede indessen frappant –
die Bilder zeigten ganz bestimmt nicht dieselbe Variante.


Den Überblick verloren?
Langsam glaube ich, dass überhaupt niemand den Überblick hat,
was sich in Sachen Frontosa-Variationen abspielt.
Schaut man sich im Internet um, stellt man fest,
dass es in der englischen Sprache andere Bezeichnungen
gibt als beispielsweise in Französisch, in Italienisch andere als in Deutsch.
Weil eben letztlich alle Cyphotilapia sind, lässt sich keine eindeutige
Nomenklatur für die einzelnen Varianten erstellen, die internationale Gültigkeit haben.
So gesehen macht es Sinn, die einzelnen Varianten
mit den Fangorten in Verbindung zu bringen.
Doch wenn die äusseren Unterschiede dermassen klein sind,
dass sich Arten aus benachbarten Fangorten praktisch nicht unterscheiden,
bringt auch die unterschiedliche Bezeichnung nichts -
bestenfalls Verwirrung unter den Aquarianern.
Oder anders herum: Wenn sich Frontosas aus verschiedenen Fangorten
äusserlich in nichts unterscheiden, habe ich nichts davon,
wenn ich weiss dass mein Blue Zaire nicht in Kapampa,
sondern einige Kilometer nördlich davon, in Moba, gefangen wurde.
Ich will gar nicht bezweifeln, dass die Tiere von den angegebenen Orten stammen -
meine Zweifel richten sich gegen die vorschnelle Schaffung einer neuen Rasse oder Variante,
die dann mit einem eigenen Namen im Handel erscheint.
Darunter leider auch Bastarde, deren Eltern verschiedener Rassen sind.
Gesichert und wissenschaftlich belegt,
sind bisher nur die beiden Rassen C. frontosa und C. gibberosa.
Zwei Ausrisse aus dem sehr empfehlenswerten
Buch "Cichliden-Lexikon" (Dähne Verlag).
Hier wird die Problematik deutlich.
Der Frontosa oben stammt von Mpimbwe,
der untere aus Samazi (beide Tansania).
Und wo ist der äussere Unterschied?
Nur gerade der Fleck unter dem Auge
ist oben etwas grösser.
Aber gerade dieser Fleck ist sehr variabel
und zeigt oft von Minute zu Minute an ein
und demselben Tier eine andere Ausprägung.
Ob der dunkle Streifen in der Mitte der Flanke
nach unten etwas spitzer zuläuft
lässt sich nicht sicher sagen.